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Nachrichten > Kultur und Bildung

Cluny, Chablis und Cassis


(Foto: privat)

(bro) (rv) Vergangenes Jahr waren Würzburg und Umgebung der gemeinsame Treffpunkt der "Freunde Thonons" und des französischen Partnervereins "Amis d’Eberbach". In diesem Mai traf man sich in Burgund.

Die Kulturgeschichte der Region, natürlich der Wein und Gespräche mit den französischen Freunden standen auf dem Programm der Begegnung, ausgiebig unterlegt von vielfältigen Einblicken in die regionale Küche.

Sammelpunkt der 17 privat anreisenden Eberbacher Teilnehmer war das im äußersten Süden von Burgund an der Saône gelegene Mâcon, eine quirlige Stadt von 40 000 Einwohnern. Die kleine Fußgängerzone im historischen Stadtkern lud zum abendlichen Bummel ein. Dort bot ein unscheinbares Restaurant Gelegenheit, sich von den Anstrengungen der fast sechsstündigen Anfahrt bei einem reichhaltigen Dreigangmenu zu erholen.

Das Treffen mit den französischen Freunden fand tags darauf im nahen Cluny statt, wo sich etwas abseits der Hauptverkehrswege im Hochmittelalter zwei Jahrhunderte lang das geistige und geistliche Zentrum der Christenheit befand. Nur wenige, aber beeindruckende bauliche Überreste der Klosteranlage erinnern hier an jene Epoche, in der die 910 gegründete Abtei Cluny als Reformorden und als "Roma secunda" - als zweites Rom - glänzte.

Nach dem in Frankreich üblichen ausgedehnten Mittagessen ging die Fahrt der nun insgesamt 64 Teilnehmer entlang der von Weinreben überzogenen 200 Meter steil aufragenden Bruchstufen der Côte Chalonnaise und der Côte de Beaune nach Norden. Nur wenig war von den in das steile Kalksteinmassiv eingeschnittenen Tälern der sogenannten „Arrière Côte“ zu sehen, in denen der dort unrentable Weinbau den für die Bourgogne ebenfalls typischen Beerenkulturen, vor allem der Schwarzen Johannisbeere (Cassis), immer mehr Platz macht. Umso mehr stachen dafür die zahlreich auf den grünen Weiden grasenden fahlen Charollais-Rinder ins Auge, die ausschließlich als Fleischlieferanten gezüchtet werden.

In Beaune, der "Hauptstadt der Burgunderweine", stand deren Verkostung an erster Stelle des Interesses. Ein Abendspaziergang durch den historischen Kern des alten Weinhandelsortes führte die Reisegruppe zum Anwesen eines weiteren säkularisierten Klosters, das seit etlichen Generationen die Keller des größten Weinhändlers und Produzenten "Patriarche Père et Fils" beherbergt. Nach einer kurzen Einführung in die Eigenschaften der in der Bourgogne kultivierten Rebsorten durch eine dänische Sommelière folgte ein kurzer Rundgang durch die Weinkeller. In angeregter Stimmung versammelte sich die deutsch-französische Gruppe zum anschließenden "Diner aux Chandelles" in einem der größeren Weinkeller, um nicht nur mit weiteren Weinen, sondern auch mit Spezialitäten der regionalen Küche Bekanntschaft zu machen.

Am nächsten Tag fand das Kulturprogramm in Beaune statt. Dort besuchte man das nahe gelegene und weltbekannte Spital. Stifter dieses Spitals waren der Kanzler von Burgund Nicolas Rolin und seine Frau, die damit einen "Palast für die Armen" errichten wollten. Der Erlös aus den im Laufe der Jahrhunderte dem Spital zugefallenen und ererbten Weinbergen dient nicht nur der Pflege und dem Erhalt der historischen Anlage, sondern unterstützt auch mehrere moderne Altenheime in Beaune. Seit 1859 findet dazu alljährlich am 3. Sonntag im November die spektakuläre Weinversteigerung des Hospizes statt, ein Schauspiel, das Besucher von weither anzieht.

In einem Gewölbekeller des Restaurants "Aux Vignes Rouges" klang das Wiedersehen der Freunde Thonons und Eberbachs aus.

29.05.09

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