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Nachrichten > Kultur und Bildung

Ferdinandsdorf - ein verschwundenes Dorf

(bro) (bd) "Nachhaltigkeit", "globale Klimazusammenhänge", "Bevölkerungsexplosion", "Auswanderung aus wirtschaftlicher Not" - die Begriffe bei der Grünen-Veranstaltung am Pfingstmontag klangen sehr aktuell.

Erläutert wurden sie vom Geographen Michael Hahl. Gegenstand seines Vortrags war das Leben im badischen Odenwald vor rund 200 Jahren. Gut 60 Interessierte waren unter Hahls Leitung zu der von den NOK-Grünen organisierten Themenwanderung auf den Spuren verschwundener Dörfer aufgebrochen. Mehr als vier Stunden lang ging es in mehreren Etappen über den Höllbach, den Tropfbrunnen, das ehemalige Oberferdinandsdorf und das bizarre Felsenhaus zum Unterferdinandsdorf im Reisenbacher Grund. Der "Geschichtsunterricht" an den Originalschauplätzen erzeugte nachhaltige Eindrücke von der Alltagsgeschichte früherer Generationen.

Auch die Mauerreste und Ruinen Unterferdinandsdorfs konnten vieles berichten. Die Ortsgründung durch den Grafen von Wiser fällt ins Jahr 1712. Über viele Jahrzehnte konnte sich der Doppelweiler leidlich gut entwickeln, im frühen 19. Jahrhundert aber führten extremes Bevölkerungswachstum, Holzmangel und Missernten zu immer elenderen Verhältnissen, die schließlich in der Ortsauflösung um 1850 mündeten. Viele Ferdinandsdorfer wanderten nach Amerika aus und teilten ihr Schicksal mit verarmten Bewohnern weiterer Winterhauchdörfer. Von mehreren Teilnehmern wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die erste 39-köpfige Auswanderergruppe möglicherweise verschollen sei, da von ihrer Ankunft - im Gegensatz zur zweiten, ca. 50-köpfigen Gruppe - keinerlei Aufzeichnungen vorhanden seien. Während andere Ortschaften aber trotz Armut weiter bestanden, machte die Not aus Ober- und Unterferdinandsdorf eine totale Wüstung. Die Siedlung wurde aufgegeben.

Wesentliche Ursachen für diese Entwicklung sind in einer landesherrschaftlichen Gründung mit Defiziten zu suchen. Die Siedlung war nicht zukunftsfähig gestaltet worden, reine Nordhanglage in Unterferdinandsdorf, fehlender Waldbesitz und weitere strukturelle Ursachen hätten auch ohne zusätzliche Belastungen Existenzprobleme hervorgerufen. Doch nicht nur gesellschaftliche Gründe, sogar klimageschichtliche Faktoren waren mitverantwortlich für das Ende der Weiler. Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhundert wirkte sich die sogenannte "Kleine Eiszeit" aus, eine Klimavariation mit besonders harten Wintern und kühlen Sommermonaten in Deutschland. Ein gigantischer Vulkanausbruch in Indonesien, durch den gewaltige Mengen Feinstaub in der Atmosphäre bis nach Europa transportiert wurden, führte 1816 zum "Jahr ohne Sommer". In Ferdinandsdorf waren solche klimatischen Schwankungen dramatisch zu spüren, die Auswirkungen - existenzgefährdende Armut und resultierende Flucht - wiederholten sich aktuell global, im gegenwärtigen menschenverursachten Klimawandel.

02.06.09

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