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Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Winterhauchdorf war Seefahrergemeinde


Mit dem Festbankett im vollbesetzten Festzelt begannen die Feierlichkeiten. (Foto: Hofherr)

(hof) Unter dem Motto „Kleines Dorf ganz groß“ begann mit Böllerschüssen und einem Liedvortrag des MGV Schollbrunn begann am Freitag mit einem Festbankett die 650-Jahrfeier im Waldbrunner Ortsteil Schollbrunn.

Ortsvorsteher Alexander Helm begrüßte neben Landrat Dr. Achim Brötel und Bürgermeister Markus Haas auch Ehrenbürger Gerd Mosca und den Festredner des Abends, Archivar Dr. Rüdiger Lenz sowie weitere Gemeinde- und Stadtoberhäupter der umliegenden Kommunen. Auch Kreisräte, die örtlichen Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie die Vertreter der Kirche, der Vereine, der Wirtschaft und die Autoren des Heimatbuchs waren zahlreich gekommen. Ein ganz besonderer Willkommensgruß ging abschließend an Stefan Dürr, der als Landwirt nach Russland ausgewandert ist und dort inzwischen einen Betrieb mit über 40.000 Rinder managt und für seine Verdienste um die deutsch-russische Verständigung ausgezeichnet wurde. Das Dorfjubiläum nutzt Dürr, um seine Wurzeln, die nach Schollbrunn zu erkunden.

In seinem Festvortrag hob Bürgermeister Markus Haas zunächst das Engagement der Schollbrunner im Vorfeld der 650-Jahrfeier hervor. Danach hob das Gemeindeoberhaupt hervor, dass ein 650-jähriges Jubiläum nicht nur ein Grund zum Feiern sei, sondern auch Anlass zum Nachdenken, zur Beschaulichkeit und zur geschichtlichen Aufarbeitung biete. Hier sein Geschichtswissen notwendig, das über Zahlen und Daten hinaus gehe. Wichtiger seien die Hintergründe und Zusammenhänge. Nur dann könne man den Ist-Zustand verstehen und daraus für die Zukunft lernen. Da Geschichte in kleinsten Strukturen beginne, sei es notwendig, ein solches Jubiläum zum Anlass zu nehmen, um zu schauen, wie die Menschen früheren Zeiten im Jubiläumsdorf gelebt haben, so Markus Haas weiter.

In 650 Jahre haben 25 Generationen in Schollbrunn gelebt und gearbeitet. Dafür seien viel Mut und Tatkraft, mit wie viel Hoffnung und Initiative verbunden gewesen, um Schollbrunn durch die Jahrhunderte hindurch zu entwickelten.

Bevor Haas die jüngere Vergangenheit mit vielfältigen Maßnahmen der Dorfentwicklung wie Bürgersaal, Dorfmitte, Feuerwehrhaus etc. Revue passieren ließ, ging berichtete er von einer historischen Anekdote. Da in Schollbrunn nach dem Zweiten Weltkrieg ein niederer Steuersatz gegolten habe, hätten sich Mitte der 40-er Jahre zahlreiche Reedereien in Schollbrunn angesiedelt und somit das „Steuerparadies“ im Mittelgebirge Odenwald zu einer Seefahrer-Gemeinde gemacht.

Bevor Bürgermeister Markus Haas schloss, hob er hervor, dass Waldbrunn mehr sei als die Summe seiner Ortsteile. Dass in den 40 Jahre seit der Gemeindereform eine entsprechende Identität entstanden sei, beweise die Zusammenarbeit aller Winterhauch-Dörfer und aller Vereine bei der Ausrichtung der jeweiligen Jubiläumsfeste.

Allerdings sei das Fest ein wenig getrübt, habe man doch den Bürgersaal nicht wie versprochen fertig saniert und modernisiert an die Dorfgemeinschaft übergeben können. Allerdings müsse man in die Zukunft blicken und sich auf eine weitere Feier freuen, die man gemeinsam bei der Einweihung begehen könne.

Mit dem Hinweis auf das Festprogramm und insbesondere den Gemeinde-Quiz mit vielen Preisen schloss Haas seinen Vortrag.

Nachdem auch Landrat Dr. Achim Brötel in seinem Grußwort das Engagement und den Zusammenhalt der Schollbrunner gelobt hatte, erzählte Archivar Dr. Rüdiger Lenz in seinem Festvortrag mittels örtlicher „Überreste“ die Geschichte Schollbrunns. Solche Überreste finden sich in schriftlicher Form in Archiven. So finden sich erste Spuren der Existenz des Dorfs in einer Urkunde aus dem Jahr 1364. In einer Urkunde, mit der das Gebiet der Herrschaft Zwingenberg beschrieben wird, finde man den Ort als Grenzpunkt. Im Turm der evangelischen Kirche gebe es jedoch ältere Spuren, stammen doch die dortigen Fresken mit der Darstellung der Apostel aus dem 13. Jahrhundert. Ein weiteres Zeugnis der Existenz des Jubiläumsdorfs ist die Erwähnung der „Nyfers“ Mühle im Jahr 1370. Weitere „Überreste“ in der Kirche erzählen von der Fertigstellung der Erweiterung des Kirchenschiffs im Jahr 1773. Der ausführende Maurermeister namens Schlickenrieder stammte aus Eberbach, beschrieb Dr. Lenz die weitere Geschichte. Auch die Katholiken stellten in diesen Jahren ihre Kapelle fertig.

Ortsherr über das Dorf war der Pfalzgraf, dem die Schollbrunner als Leibeigene viermal im Jahr Steuern zu zahlen hatten. Darunter ein sogenanntes Fastnachtshuhn, aber auch ein Erntehuhn. Auch Sterbefallabgaben und Herdsteuern mussten an die Kellerei des Pfalzgrafs im Thalheimschen Haus in Eberbach abgeführt werden. Auch die Gerichtsbarkeit und der Galgen standen in der Neckarstadt. Das letzte Todesurteil, das dort vollstreckt wurde, traf eine Frau, die aus Schollbrunn stammte. Auch der Altarstein mit den Wittelsbacher Rauten weist auf die Herrschaft der Pfalzgrafen hin.

Als weiteres steinernes Zeugnis weise die Inschrift am Dorfbrunnen auf den Schultheiß Michael Weigel hin, der im Jahr 1601 bzw. 1607 die Herrschaft vertrat. Das Dorf habe also zu dieser Zeit keinen Bürgermeister, also einen Vertreter der Einwohner gehabt. Erst im Jahr 1831 gab es den ersten Bürgermeister. Ein Denkmal weise auf Bürgermeister Johann Peter Weber hin, der von 1832-43 der Gemeinde vorstand und an einer Schussverletzung starb. Auch die mit „GB“ gekennzeichneten Grenzsteine seien „Überreste“ der Dorfgeschichte, führte Dr. Rüdiger Lenz weiter aus. Diese verweisen auf den Grafen von Bretzenheim, der die Herrschaft Zwingenberg im Jahr 1778 übernahm. Auch das Schulhaus, das im Jahr 1914 fertiggestellt worden war, und somit sein 100-jähriges Jubiläum feiern könne, erzähle als ein Überbleibsel einen Teil der Geschichte.

Darüber hinaus fände sich am Gasthaus „Zum Hirsch“ ein Gründungsstein aus den Jahr 1784. Die aus dem Gasthaus stammende Familie Diemer habe als Schultheißen, Vögte und Bürgermeister seit 1778 die Geschicke des Winterhauchdorfs bestimmt und die Geschichte mitgeschrieben. Vinzenz Diemer, Hirschwirt und Ratschreiber, habe im Jahr 1866 mit der Erlegung des letzten Wolfs im Odenwald sogar über die Gemeindegrenzen hinaus Spuren hinterlassen. Das ausgestopte Exemplar der Wolfs könne heute im Heimatmuseum in Eberbach besichtigt werden, schloss Dr. Rüdiger Lenz seinen kurzweiligen Vortrag.

Nach der Vorstellung des Heimatbuchs „650 Jahre Schollbrunn“ und der Bücherübergabe an die Autoren (wir berichteten), sowie dem Dank des Ortschaftsrats an Ortsvorsteher Alexander Helm, stellte Bürgermeister Markus Haas in seinem Schlusswort noch einmal das Programm des Festwochenendes vor.

Musikalisch umrahmt wurde das Festbankett von den Chören des MGV Schollbrunn.

30.06.14

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