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Nachrichten > Kultur und Bildung

Neue Truhenorgel wartet auf ersten Einsatz

(hr) Die vor rund einem Jahr vom evangelischen Bezirkskantorat in Auftrag gegebene Truhenorgel ist jetzt in der Michaelskirche in Eberbach eingetroffen. Eine Truhenorgel ist eine Pfeifen-Orgel, die auf kleinstem Raum kunstvoll von Hand gebaut wird. Durch ihre kompakten Maße ist sie sehr mobil und vielseitig einsetzbar.
Das eher unscheinbare Instrument hat einen wunderbaren Klang, da alle Pfeifen ausschließlich aus Holz gebaut wurden. Sie hat dreieinhalb Register: Einen so genannten "Achtfuß", der mit der Tonhöhe eines Klaviers verglichen werden kann, einen "Vierfuß", eine Oktave höher, einen "Zweifuß", nochmal eine Oktave höher und schließlich eine "Quinte". Dieses Register klingt, wie der Name sagt, eine Quinte
über dem Achtfuß. Die Fußzahlen kommen von einer früher üblichen Maßeinheit und haben sich im Orgelbau bis heute gehalten.
Das Instrument wurde von der Firma Klop in Holland gefertigt und kostet 21.000 Euro, was angesichts der umfangreichen Handarbeit und des langen Fertigungszeitraums nicht zu hoch erscheint. Zur kompletten Finanzierung fehlen noch etwa 5.500 Euro. Daher werden für das Instrument noch Spenden gebraucht, damit es bis zum Jahresende bezahlt werden kann.
An der Finanzierung beteiligt sich die Eberbacher Kantorei zu einem
beträchtlichen Teil, kommt sie doch auch in den Genuss der Orgel bei oratorischen Aufführungen. Mithilfe dieses Instruments wird Mendelssohns Paulus mit der Katholischen Kantorei gemeinsam realisiert werden können. Ganz unentbehrlich macht sich das Instrument bei einer geplanten Aufführung der Bachschen
Johannespassion durch die Kantorei im kommenden Jahr mit historischen
Instrumenten, denn: durch einen Kniff ist die Tönhöhe bei der Truhenorgel um einen halben Ton nach oben bzw. unten verschiebbar, was den Einsatz von historischen Instrumenten und deren Klangcharakteristika erst möglich macht.
Desweiteren hilft ein Zuschuss durch den Oberkirchenrat in Karlsruhe. Der Kirchenbezirk Neckargemünd beteiligt sich durch zwei bezirksweite Kollekten. Die Anschaffung der Truhenorgel hat noch einen weiteren Vorteil: Die voll funktionsfähige Chororgel in der Michaelskirche wird in den Kirchenraum der Steige (Berliner Straße) zurückgebracht. Dort stand sie vor vielen Jahren, bevor sie durch ein klanglich wenig attraktives Instrument ausgewechselt wurde.
Am Sonntag, 3.März, wird die Truhenorgel der Öffentlichkeit vorgestellt: Um 17 Uhr findet in der Michaelskirche ein Konzert mit dem Bezirkschor des Kirchenbezirks Neckargemünd statt. Nach dem Konzert kann das Instrument besichtigt werden. Unter dem Titel "Tristis est anima mea" (Meine Seele ist betrübt) singt der Chor selten zu hörende A-capella-Chormusik zur Passionszeit auf höchstem Niveau. Die Sängerinnen und Sänger üben ihren Chorpart vollständig selbst ein und sind allesamt sehr routiniert. Sie treffen sich einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Probenwochenende und erarbeiten das Programm zu einem homogenen Chorklang. Viele
engagierte Mitglieder der Eberbacher Kantorei gehören dazu, sowie Sängerinnen und Sänger aus dem Kirchenbezirk und Heidelberg und inzwischen weit darüber hinaus. Der Chor wurde vor drei Jahren von Kantor Achim Plagge gegründet und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. In diesem Jahr haben sich fast 60 Choristen angemeldet.
Werke von J.S. Bach ("Jesu, meine Freude"), Duruflé, Poulenc, Kuhnau, Gesualdo und anderen werden zu Gehör gebracht. Plagges katholischer Kollege Godehard Weithoff wird dazu Orgelstücke auf der neuen Truhenorgel spielen. Karten gibt es nur an der Abendkasse.
Das nächste Konzert, bei dem die Truhenorgel vorgestellt wird, findet am Karfreitag, 29.März, statt. Wiederum werden beide Bezirkskantoren aktiv sein.

21.02.02

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